Zusammenfassung: In Deutschland werden nahezu alle Neugeborenen mittels Sonografiescreening auf angeborene Hüftdysplasien getestet. Die Prävalenz für eine angeborene, therapiebedürftige Fehlstellung eines Hüftgelenks liegt bei 1,45%. Hinzu kommen 14,43% Hüftgelenke mit einer Reifungsverzögerung (Typ IIa nach Graf). Der positive Vorhersagewert ist – trotz einer mittleren Sensitivität von 52% und einer mittleren Spezifität von 73% des Sonografiescreenings – mit knapp 3% äußerst gering. Ein positiver Befund ist deshalb mit großer Vorsicht zu betrachten. Dagegen ist der negative Vorhersagewert mit ungefähr 99% äußerst hoch. Ein negativer Befund bedeutet für das Neugeborene und seine Angehörigen also praktisch Gewissheit, dass keine angeborene Hüftdysplasie vorliegt. In einer pädiatrischen Praxis im Rheinland ergibt sich ein ähnliches Bild. 216 von 1.642 (13,2%) der im Zeitraum von 2004 bis 2017 durchgeführten Sonografien waren auffällig. Davon hatten 168 Neugeborene tatsächlich eine angeborene Hüftdysplasie, sodass der positive Vorhersagewert mit 77,8% im Vergleich zu deutschlandweiten Studien sehr hoch ist. Der negative Vorhersagewert liegt mit 99,9% nahe an der statistischen Sicherheit. Rund 15% der Mädchen dieser Praxis waren von der Hüftdysplasie betroffen, aber nur 6% der Jungen. Von zehn Dysplasiefällen sind sieben weiblich und drei männlich. Diese geschlechtsspezifische Fehlbildung ist hoch signifikant (p<0,001) und deckt sich mit anderen Studien. Das rechte Hüftgelenk war dabei signifikant häufiger betroffen als das linke (p<0,001), was jedoch im Gegensatz zur Literaturmeinung steht. Insgesamt gibt eine statistische Analyse des Sonografiescreenings den Betroffenen eine nützliche Entscheidungshilfe, die Risikosituation besser zu verstehen und kompetenter mit ihr umzugehen. Onlinedatenbank: med-search
Autoren: M. Kastner
Rubrik: Grundlagen, Vorsorge und Früherkennung
Verlag: Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG
Stichworte: Angeborene Hüftdysplasie, Hüftgelenk, Screening, Sensitivität, Sonographie, Spezifität
ISSN: 0341-8677
Institut: Quantitative Methoden des Managements, Schmalenbach Institut für Wirtschaftswissenschaften, Technische Hochschule Köln